Donnerstag, 21. Juni 2012

Krieg...

" Das ist eben...
...für unsere weichgewordene, glücksüchtige Gesellschaft nur schwer zu ertragen!
Gauck bringt uns wieder auf den richtigen Weg (?)..."

Diese Anmerkung schrieb in den Kommentaren zum nachfolgend erwähnten Artikel der Leser Pertlim.

Der Artikel um den es geht, steht in der ZEIT. Darin versucht sich ein Psychologe daran, zu erklären, warum Krieg angeblich Lust aufs Töten - Lust auf Gewaltanwendung überhaupt - macht.

Herr Neuropsychologe Thomas Elbert beginnt seine Betrachtungen der Ursachen mit dem Jagdtrieb des Menschen, bei dem Töten angeblich belohnt wird.
Hier wäre anzumerken, dass diese Art der Betrachtung schon eine verwöhnte ist. Verwöhnt in dem Sinne, dass es ja heute fast nicht mehr nötig erscheint, zu jagen, und also oft zum Vergnügen stattfindet. Wer aus Notwendigkeit jagen muss, weil er seinen Hunger zu stillen hat, der wird wenig Wert auf kriegerisches Drum und Dran legen, oder gar auf längeres Quälen der Beute. Mit Hunger im Bauch will der Jäger geschickt, rasch und effektiv töten, damit er an die Nahrung gelangt. Das aber hat unsere überzüchtete Zivilgesellschaft längst vergessen.
Das Wissen darum, was es bedeutet aus Notwendigkeit zu jagen oder zu schlachten geht in unseren Tagen in Tierschutzdiskussionen unter, die sich um die Grausamkeiten heutiger Tierverwertung drehen.

Manche haben gewarnt vor der Wiederkehr der Barbarei, weil sie die Entwicklungen einschätzen konnten. Wie lange schon wurde denn darauf hingearbeitet, dass die Menschen zu einzelnen, atomisierten Partikeln in ihren einsamen Leben werden, die besser zu beeinflussen und zu steuern sind? Wie viele Jahrzehnte lang schon sind wir TV- und Regierungsprogrammen ausgesetzt, die nichts Anderes bewirken, als die Abstumpfung, Vergleichgültigung und Verblödung der Menschen? Wie lange schon wurde und wird darauf hingearbeitet, die Ärmsten der Armen, die anderen nicht so fortschrittlichen, nicht so christlichen Bewohner unseres Planeten fallen zu lassen - sie sich selber zu überlassen? Wir sind es doch, die auf Wachstum um jeden Preis ausgerichtet werden. Wer nicht mithalten können soll, der kann ja zusehen wo er bleibt. Und, wenn das nicht so ganz hilft, sind wir ja auch dabei, den Rassismus, die Überheblichkeit vollends anzustacheln, damit die Hemmschwelle gegen das Töten, gegen die Kriege die geführt werden sollen, fällt. Wir, die wir Handelswege und Rohstoffe sichern, damit Hände der angeblich ach, so unfähigen Anderen sie nicht in Besitz nehmen können.

Schon dumm für die Herrschenden, dass es immer noch gewaltresistente Leute gibt, die sich konsequent gegen Krieg aussprechen, gegen Gewalt protestieren. Wer der Gewaltfrage nachgeht, muss dabei auch bedenken, dass nicht nur in Syrien, oder sonstigen von Gewalt betroffenen Ländern getötet und gefoltert wird. Amerika macht es vor - in fast allem - sei es Folter, seien es grausame Gefängnisse - sei es das Töten, das immer unpersönlicher wird - so unpersönlich, wie auch schon unsere Leben erachtet werden.
Folter aber ist etwas Persönliches, - ist Gewalt welche direkt an einer Person durch eine andere ausgeführt wird, um diese zu quälen. Folter ist ein Instrument der barbarisierten Gewalt, als letztes persönliches Refugium, in dem herausgefunden werden soll, was eine andere Person denkt und fühlt. Der Preis ist der Tod der Seele, und manchmal auch der Tod der gequälten Person.
Wir wenden es nicht an? Offiziell nicht, aber es wird gemunkelt, wir hätten es "outgesourct".

Wir machen inzwischen wieder fast jeden fertig, und sollen daran gewöhnt werden. Die Manieren sind andere geworden, ob sie besser geworden sind, ist zu bezweifeln. Vieles nennt sich Freiheit, ist aber in Wirklichkeit nur eine Stufe der Verrohung.
Wo ist denn noch irgendwo in allen den Lebensarten und Programmen der Regierenden ein Raum für die Liebe der Menschen untereinander? Es ist doch so, dass der Eindruck entsteht, als sei diese gar nicht mehr vorgesehen. Sie wird auch häufig genug gar nicht mehr vorausgesetzt.
Es ist, als wäre alles das, was als menschlich gilt - unter Anderem eben Empfindungen und Gefühle, die das Miteinander der Menschen ausmachen - nur noch Störfaktoren, die zu eliminieren sind. Soziale Kompetenz? Diese dient auch nur noch der Profitmaximierung, fass überhaupt.

Und wir - die Menschen, welche dem allem ausgesetzt werden - wundern uns, wenn das Ganze tatsächlich wirkt. Wir werden noch etwas einschleichender der Barbarei angepasst, die anderen bekommen den Fusstritt der Politik, der sie plötzlicher hineinbefördert. Wobei Strukturen und Verhältnisse, die schon vorhanden sind, oft eine begünstigende Rolle spielen mögen, aber nie alleine die Ursache sind. Ursachen kann man erforschen und gegebenenfalls beheben, statt diese als Grund für Krieg und Gewalt einzusetzen.

Frieden und gewaltfreie Methoden sind nicht bequem, nicht einfach so von jetzt auf gleich wirksam. Aber sie sind möglich, und genauso wie das Barbarische allmählich zur Wirkung gelangt, hätte auch das Andere - das Friedlichere und Liebevollere - sich entfalten können, wenn es angewandt und gefördert worden wäre. Das war aber nicht der Fall, denn daran verdient der Staat, die Wirtschaft, die Rüstung nichts.
Wie kommt es zur Entartung des Menschen in die Barbarei? Das wäre die Frage gewesen, um die es gehen müßte. Und die Antwort ist schlicht und simpel:
Er wird dahin konditioniert.

Hier der Artikel mit den Erkenntnissen des Psychologen Thomas Elbert:


http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/komplettansicht?commentstart=1#cid-2136538

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